Finanzielle Sicherheit & Loslassen ermöglichen
Wie tragfähige Nachfolgemodelle Ängste abbauen und den Generationenwechsel fair gestalten
Nachfolge braucht finanzielle Sicherheit. Tragfähige finanzielle Modelle und klare Vereinbarungen helfen dabei, Sorgen abzubauen, ein Loslassen zu ermöglichen und den Generationenwechsel fair zu gestalten.

Der größte Stolperstein bei der Suche einer Unternehmensnachfolge? Es ist oft nicht die Strategie, sondern die Unsicherheit: Drei Jahrzehnte lang baute Herr Schiller sein Maschinenbauunternehmen auf. Jetzt steht die Übergabe an. Doch statt Erleichterung empfindet er Sorge: „Was bleibt mir, wenn ich alles übergebe?“ In Familienunternehmen hängt die eigene Zukunft oft direkt am Unternehmenserfolg. Das erschwert das Loslassen.
Die Übergabe an die nächste Generation ist für die scheidende Generation ein emotionaler, struktureller und vor allem finanzieller Einschnitt. Gerade in Familienunternehmen und KMU ist das Vermögen eng mit dem Unternehmen verknüpft: Das eigene Haus wurde über Jahre durch betriebliche Erträge finanziert, die Altersvorsorge hängt an Mieteinnahmen der Betriebsimmobilie oder an laufenden Gewinnausschüttungen.
Eine gelungene Nachfolge braucht mehr als den passenden Nachfolger, sie braucht ein Modell, das finanzielle Sicherheit schafft. Denn nur, wer sich auch in der eigenen Zukunft sicher fühlt, kann das Steuer abgeben.
Das Dilemma: Verantwortung abgeben, aber wirtschaftlich abhängig bleiben?
Viele Unternehmer:innen erleben die Nachfolge als Spagat. Einerseits wollen sie die Verantwortung für ihr Lebenswerk abgeben, andererseits ist der Betrieb ihre Lebensversicherung. Es bleibt die Sorge, ob die Nachfolge das Unternehmen langfristig erfolgreich führen kann.
Diese Sorge ist berechtigt. Wer loslässt, bleibt oft dennoch wirtschaftlich gebunden, sei es über Mieteinnahmen, Gewinnausschüttungen oder Beteiligungen. Leidet die Ertragskraft des Unternehmens, kann das unmittelbare Folgen für die Lebensqualität der scheidenden Generation haben. Strategische Fehlentscheidungen, veränderte Märkte oder interne Konflikte stellen eine reale existenzielle Bedrohung für die ältere Generation dar. Ein zögerliches Loslösen bei unklarer finanzieller Absicherung ist deshalb gut nachvollziehbar.
Was bedeutet finanzielle Absicherung konkret?
Was passiert, wenn plötzlich keine Gewinne mehr fließen? Wer im Ruhestand auf Einnahmen aus dem Betrieb angewiesen ist, lebt mit dieser stillen Sorge. Finanzielle Absicherung heißt deshalb vor allem eines: Verlässlichkeit. Unabhängig davon, wie gut es dem Unternehmen geht:
- Gesicherte Altersvorsorge: z. B. durch Rentenvereinbarungen, private Vermögensbildung oder Unternehmensverkäufe mit Ratenzahlung
- Transparente Regelungen zu Betriebsimmobilien: z. B. durch langfristige Mietverträge mit klar geregelten Indexierungen
- Verbindliche Ausstiegsszenarien: z. B. inklusive Rückzugsregelungen, Notfallplänen und Regelungen bei Zahlungsunfähigkeit
- Einkünfte aus Beteiligungen: falls Anteile zurückbehalten werden, muss die Ausschüttungspolitik klar geregelt sein
- Steuerlich optimierte Übergabemodelle: um unnötige Belastungen beim Wechsel zu vermeiden (z. B. Schenkung in Tranchen-Modellen)
Instrumente für mehr Sicherheit und Vertrauen
Diese bewährten Instrumente schaffen Klarheit und schützen, damit finanzielle Sorgen bei der Nachfolge nicht zur Belastung werden:
1. Rentenmodell oder Versorgungsvertrag: Langfristige Absicherung, ohne den Betrieb zu belasten
In Familienunternehmen bewährt sich häufig ein sogenanntes Versorgungsmodell, bei dem die abgebende Generation eine lebenslange Zahlung (ähnlich einer Rente) aus dem Betrieb erhält. Entweder wird diese fest vereinbart oder mit einer Mindestgarantie an betriebliche Gewinne gekoppelt. Solche Modelle sollten vertraglich klar geregelt und möglichst notariell abgesichert sein.
2. Betriebsimmobilien strategisch nutzen: Einnahmen sichern, Risiken begrenzen
Betriebsimmobilien stellen in vielen Familienunternehmen einen erheblichen Vermögenswert dar. Statt sie mit dem Betrieb zu übergeben, kann die scheidende Generation sie behalten und an das Unternehmen langfristig vermieten. Das schafft regelmäßige Einnahmen und reduziert zugleich das Risiko, dass das gesamte Vermögen an den Unternehmenserfolg gekoppelt bleibt.
3. Earn-Out-Regelungen beim Verkauf: Erfolg koppeln, Risiko mindern
Wenn die Nachfolge (noch) nicht aus dem Familienkreis kommt oder Unsicherheit besteht, ob der Erfolg bestehen bleibt, kann ein Earn-Out-Modell (Kaufpreiszahlung abhängig vom Unternehmenserfolg) helfen. Ein Teil des Kaufpreises wird an die Unternehmensentwicklung geknüpft. Das reduziert Abhängigkeit und schafft Anreize auf beiden Seiten. Wichtig: Hier braucht es gute vertragliche Regelungen, um Konflikte zu vermeiden.
4. Beteiligungen mit klarer Governance: Anteile behalten, Mitsprache regeln, Konflikte vermeiden.
Wer Anteile behält, trägt auch weiterhin Verantwortung. Damit das nicht zum Dauer-Spagat wird, sollten Rollen, Mitsprache- und Ausschüttungsrechte eindeutig geregelt sein. Auch, um die Unabhängigkeit der neuen Führung nicht zu gefährden. Beteiligungsmodelle können sinnvoll sein, wenn das Vertrauen in den Nachfolger hoch ist und gleichzeitig der Wunsch besteht, am Unternehmen beteiligt zu bleiben.
5. Persönliche Vermögensplanung mit externer Beratung: Überblick gewinnen, privat absichern, Loslassen ermöglichen
Unabhängig vom Modell der Übergabe ist eine private Vermögensplanung unerlässlich: Wie viel Einkommen wird im Alter benötigt? Welche Einnahmequellen sind verlässlich? Welche Rolle spielen Rücklagen, Immobilien, Lebensversicherungen? Wer Jahrzehnte lang ins Unternehmen investierte, fragt sich oft: Reicht das für die Zukunft? Der unternehmerische Ruhestand ist mehr als ein Rollenwechsel. Er erfordert oft einen ehrlichen Kassensturz und ein neues Denken in privaten Vermögensdimensionen. Externe Beratung hilft, blinde Flecken zu vermeiden.
Übergabe mit gutem Gefühl, weil die Basis stimmt
Ein gelungener Generationenwechsel erfordert Vertrauen auf beiden Seiten. Die Nachfolger wollen Gestaltungsspielraum, die Abgebenden Sicherheit. Wenn Letztere sich gezwungen sehen, ständig „auf Sicht“ zu kontrollieren oder Entscheidungen zu hinterfragen, leidet die Eigenständigkeit der neuen Führung. Umgekehrt fällt die Übergabe leichter, wenn Einkünfte, Wohnsituation und Lebensstandard im Ruhestand realistisch abgesichert sind.
Zudem hilft es, Erwartungen offen zu benennen: Welche Rolle möchte die übergebende Generation spielen: Mentor, Beirat oder stiller Teilhaber? Welche Aufgaben werden ganz abgegeben, welche vorübergehend noch begleitet? Die Klarheit über diese Fragen schafft auch wirtschaftliche Sicherheit.
Fazit: Wirtschaftliche Sicherheit ist ein Schlüssel zum Gelingen
Nachfolge ist kein einfacher Übergabeakt, sondern ein vielschichtiger, zutiefst persönlicher Prozess. In Familienunternehmen und KMU geht es dabei nicht nur um Fakten, sondern auch um Emotionen und Beziehungen. Umso wichtiger ist es, finanzielle Aspekte nicht zu tabuisieren, sondern aktiv zu gestalten. Wer wirtschaftliche Sicherheit mit menschlicher Klarheit verbindet, schafft Raum für einen vertrauensvollen Rückzug und öffnet die Tür für einen echten Neuanfang.
Sie stehen vor einer Nachfolge oder begleiten eine Übergabe? Dann werfen Sie nicht nur einen Blick auf die Verträge, sondern auch auf Ihre finanzielle Absicherung und führen ein offenes Gespräch darüber.